Das Glück und das Wohnen
Mit 8 Anregungen für mehr Wohnglück
Wie geht glücklich wohnen? Angesichts der weltpolitischen Wirklichkeit und des katastrophalen Klimawandels brauchen wir unbedingt mehr Glück als Gegengewicht, um damit umgehen zu können. Unser Wohnumfeld kann erheblich dazu beitragen, schließlich verbringen wir fast 90% unserer Zeit darin. Wie können wir in unserem Wohnraum mehr Glück schürfen?
Ganz ehrlich geht mir die Menge an Glücksratgeber-Literatur ziemlich auf die Nerven, denn Vieles davon ist doch ziemlich einfach gestrickt. Eines aber zeigt sie deutlich: Es gibt wohl einen hohen Bedarf, denn sonst würden die Bücher nicht auf den Bestsellerlisten stehen. Weltweit werden wissenschaftliche Studien durchgeführt über die Ursachen und Wirkung von Glück und darüber, wie wir das Glücksempfinden steigern können.
Was ist denn „Glück“?
Das, was wir als Glück empfinden ist nicht verallgemeinerbar, denn es ist eine ganz individuelle Angelegenheit und sehr vielschichtig. Um sich glücklich zu fühlen bedarf es
- positive Empfindungen (Freude, Vergnügen, Entspannung),
- das Erleben von Lebens-Zufriedenheit (Dankbarkeit, Optimismus und Selbstvertrauen),
- Tätigkeiten, die dem Leben Sinn geben
- und die aktive Gestaltung des eigenen Lebens.
Materielle Dinge scheinen uns nicht glücklicher zu machen, und ich habe Menschen erlebt, die schwerkrank und kurz vor ihrem Tod tiefes Glück empfunden haben.
Wie bereits erwähnt gibt es sehr viele Bücher und Studien zum Thema Glück, deren Inhalte diesen Rahmen sprengen würden. Ein paar konkrete Dinge, die sich mir eingeprägt haben, möchte ich dennoch erwähnen: Um unsere Glückshormone zu aktivieren gibt es diverse Möglichkeiten: regelmäßige Bewegung (am besten draußen), tanzen, Sonne, lachen, soziale Kontakte, Umarmungen, Wertschätzung, Zeit und Aufmerksamkeit und eine Umgebung, in der wir uns wohl und sicher fühlen.
„There is no way to happiness – happiness is the way.“
Thich Nhat Hanh’s* meist zitierter Satz macht die buddhistische Einstellung zum Thema Glück deutlich. Es geht darin nicht darum, Glück als zu erreichendes Ziel zu betrachten, sondern es als eine Art zu leben und zu sein aufzufassen, als eine Art zu denken und als andauernde Lebens-Praxis.
*(Zen-Meister, Friedenaktivist und zeitgenössischer Repräsentant der buddhistischen Lehre; gestorben 2022)
Nicht alle Situationen, Schicksalsschläge und Lebensphasen erlauben es uns, Glück zu empfinden. Es ist aber klug, dem Glück die Tür zu öffnen, es wahrnehmen zu üben und zuzugreifen, wenn es im Türrahmen steht.
Was hat Glück mit Wohnen zu tun?
Wir kommen unbehaust zur Welt. Unser erster Zuhause ist unser Körper. Die Grenze nach außen ist unsere Haut. Der Wohnraum wird in der Wohn- und Architekturpsychologie oft als zweite Haut bezeichnet.
Da unser Wohnen unsere Identität spiegelt (siehe dazu den Blog-Artikel: „Die Big Five der Persönlichkeit im Wohnzimmer“) ist die Wohnung der Ort den wir uns „aneignen“, d.h. zu unserem eigenen machen. Nicht die EINE Wohnung macht uns glücklich, sondern das höchstpersönliche Aneignen und Anpassen des Wohnraums. Wir tun das instinktiv, denken Sie an die Aneignung eines frisch bezogenen Hotelzimmers. Optimal wäre es, wenn wir unseren Wohnraum auch den Veränderungen in unserem Leben anpassen, mit allen Konsequenzen. Wie stehen Sie zu Veränderungen in Ihrer Wohnung/Ihrem Haus? Sie mögen es, wenn alles bleibt, wie es schon beim Einzug war? Passt diese Haut noch zu Ihnen und passen Sie in diese Haut?
Die Bedeutung des Wohnens
Bei der Ur-Idee des Wohnens ging es vorrangig um den Schutz vor der Umwelt in Höhlen. Als die Menschheit sesshaft wurde folgten zweckmäßige Hütten. Auch darin hielten sich die Menschen deutlich weniger auf als in unseren heutigen Wohnräumen, in denen wir bis zu 90% unserer Zeit verbringen. Schon aus dem Grund ist es wichtig, dass wir den Wohnraum unserer Persönlichkeit und Bedürfnissen anpassen und aneignen.
Wir sprechen dann von „mein Appartment“, „mein Dorf“, „meine Stadt“. Wohnungen sind aber nicht nur Ausdruck unserer Individualität, sondern in ihnen findet Begegnung statt, denn wir sind soziale Wesen. So sind soziale Flächen im Wohnraum und auch außerhalb besonders wichtig. Aus der Wohn- und Architekturpsychologie wissen wir, dass die richtige „Zonierung“ erheblich zur Wohnzufriedenheit (als Basis für Wohnglück) beiträgt. Es werden folgende Zonen unterschieden:
Der Innenraum, halbprivate Flächen (der Bereich vor der Haustür), halböffentliche Flächen (Gehweg vor dem Haus, Erschließungsgänge in Mehrfamilienhäusern), öffentliche Flächen.
Was macht Sie am Wohnen glücklich?
Vielleicht haben Sie sich folgende Fragen noch nicht gestellt: Welche Einrichtungsgegenstände, welche Farben, Möbel und Pflanzen stimmen Sie zufrieden, woran hängt ihr Herz? Soll alles so bleiben, wie es schon beim Einzug war? Passt diese „zweite Haut“ noch zu Ihnen? Erleben Sie ihren Wohnraum als harmonisch und sicher? Welche Umgebung tut Ihnen gut, eine städtische oder eher ländliche? Wie stehen Sie zu Veränderungen in der Wohnung oder im Haus? Wie bietet Ihr Wohnraum Sicherheit und Geborgenheit?
8 Anregungen zum Glücklich Wohnen
- Was erleben Sie als angenehm und beruhigend und was nervt und löst Stress in Ihrer Wohnung aus? Wie lässt sich das ggf. ändern?
Weniger ist oft mehr: Nicht die Quadratmeterzahl ist entscheidend, sondern die Art und Weise, wie Sie sich in ihrem Wohnraum fühlen. Erlauben Sie sich, ganz in Ruhe Ihre Räume auf sich wirken zu lassen und zu spüren, welche Stimmung sie auslösen. - Umgeben Sie sich mit Dingen, die Ihnen guttun und das Gefühl von „Zuhause-sein“ unterstützen? Objekte, Fotos, Bilder oder Möbel. Vielleicht symbolisieren sie schöne Erinnerungen, vielleicht hängt ihr Herz daran, vielleicht lieben sie die Ästhetik. Lassen Sie sich auf keinen Fall im Möbelhaus dazu hinreißen, alles auf einmal zu erwerben! Eine Wohnung muss sich entwickeln und braucht Zeit dazu.
- Wieviel Natur ist in Ihrer Wohnung? Natürliche Materialien wie Holz, Stoffe, Wasser, Steine, Pflanzen, Feuer, natürliches Licht, der Blick in Natur (sogar Bilder mit Naturimpressionen) sorgen für Erholung und Stressreduktion.
- Wieviel Geborgenheit und Gemütlichkeit brauchen Sie? Weiche Materialien, schöne Haptik, gedämmter Schall (Teppiche Stores) und gedimmtes Licht bringen Hygge in jeden Raum.
- Welcher Außenraum steht zur Verfügung und wie können Sie ihn nutzen? Schon eine Pflanze vor der Tür und eine individuelle Matte kann Ihre halbprivate Fläche definieren und eine schöne Begegnungsfläche bereitstellen.
- Wie sind die Kontakte zu den Nachbarn? Soll es so bleiben oder besteht Änderungsbedarf? Falls ja, tun sie etwas, am besten jetzt.
- Können Sie aus dem Fenster etwas Natur sehen? Der Blick auf Natur hat nachgewiesen positive Effekte auf unser Befinden.
- Wie gesellig sind Sie? Wenn Sie gern Menschen einladen, gibt es einen entsprechenden Tisch in ihrem Wohnraum? Wenn Sie mit anderen Menschen zusammenwohnen: Gibt es einen Rückzugsraum, die berühmte „persönliche Nische“, für Sie ganz persönlich? (siehe dazu Blogartikel: „8 Elemente aus der Wohnpsychologie für die Gestaltung eines Ruheplatzes“)
Nehmen Sie sich Zeit für diese Fragen und erlauben Sie sich für Ihre Empfindungen und Bedürfnisse offen und ehrlich zu sein. Oft sind es nur kleine Veränderungen, die große Wirkung zeigen.
Im Vertrauen: Sollten Sie an einer depressiven Erkrankung leiden, was ich niemandem wünsche, kann die Gestaltung Ihres Wohnraumes Sie leider nicht heilen. Aber:
Ein Quantum Glück
Eine Wohnung, die unseren individuellen Bedürfnissen entspricht, hat tatsächlich großen Einfluss auf unser Befinden und kann entscheidend zu unserem Lebensglück beitragen. Und hier ist mein persönlicher Tipp: Drehen Sie die Musik lauter und tanzen Sie in Ihrer Küche, am besten 3 mal täglich!
Noch ein Tipp: Interessant ist dazu in der Arte Mediathek: Wie geht Wohnglück? Aus der Serie „unhappy“: https://www.youtube.com/watch?v=ewVHoAm5eeU
Herzlich
Annelie
Und wenn Sie sich meine Unterstützung im Aneignungsprozess wünschen, nur zu. Das ist meine Mission und Passion.