So unterscheiden sich Mentoring, Coaching und Psychotherapie

FAQ:
Wo liegen die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Mentoring und Coaching und was ist dann Psychotherapie?
Und:
Weshalb ich mich für Mentoring entschieden habe.

Nach vielen Jahren der kreativ-therapeutischen Tätigkeit in der Psychiatrischen Klinik und in freier Praxis (Tanztherapie auch in Ausbildung und Lehre) habe ich mich bewusst für eine Änderung der Perspektive entschieden. Am Schluss dieses Artikels erläutere ich, was zu dieser Entscheidung geführt hat.

Zunächst hier einmal Informationen zu den einzelnen Verfahren im Detail:

Mentoring

In der griechischen Mythologie war „Mentor“ ein guter Freund von Odysseus und der Erzieher dessen Sohns Telemachos, dem er jahrelang als Ratgeber und Vertrauter zur Seite stand. Siehe auch www.socialnet.de/lexikon/Mentoring
Heute ist Mentoring ein wirksames Instrument zur Persönlichkeitsentwicklung. In einer individuellen Beziehung begleitet und unterstützt eine erfahrene Person (MentorIn) eine weniger erfahrene Person (Mentee), um deren persönliche und berufliche Entwicklung zu fördern. MentorInnen beraten, hören zu, geben echtes Feedback und haben die Absicht, Mentees zu helfen, ihr volles Potenzial zu entfalten und Ziele zu erreichen.
Es gibt keine Ausbildung in Mentoring, sondern es werden erworbene und praktizierte Erfahrungen, Wissen, persönliche Impulse, Strategien und Vorgehensweisen weitergegeben.

Elemente des Mentoring für Persönlichkeitsentwicklung:

  • Förderung der Selbstreflexion
    Mentoring regt dazu an, sich selbst besser kennenzulernen, Stärken und Schwächen zu erkennen und Verhaltensmuster zu hinterfragen.
  • Entwicklung von Kompetenzen
    Mentoren unterstützen bei der Weiterentwicklung persönlicher und sozialer Kompetenzen, z.B. durch Feedback, Beratung und die Ermittlung von neuen Perspektiven.
  • Stärkung von Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit
    Mentoring hilft, Selbstvertrauen aufzubauen, z.B. durch Ermutigung, Herausforderungen anzunehmen und die eigenen Fähigkeiten zu nutzen.
  • Zielorientierung
    Mentoren unterstützen bei der Formulierung und Verfolgung persönlicher und beruflicher Ziele und helfen, individuelle Strategien zu entwickeln.

Mein Mentoring findet in einer unterstützenden beruflichen Beziehung auf Augenhöhe statt. Die Dauer des Prozesses kann frei gewählt werden und ein wesentlicher Teil meiner Mission ist das unabhängige Denken und Handeln, die „EigenArt“, eines jeden Menschen.

Mentoring ist keine Psychotherapie, mehr dazu weiter unten bei „Psychotherapie“.

Coaching

Hinter dem Begriff Coaching verbergen sich unterschiedliche Beratungsmethoden im beruflichen Kontext. Ein Coaching ist zeitlich begrenzt, thematisch definiert und orientiert sich an einem Ziel. Die individuelle Beratung von einzelnen Personen, Gruppen oder Teams richtet sich auf fachlich-sachliche oder auch psychologische Fragen bzw. Problemstellungen, die sich auf die Arbeitswelt beziehen.
Siehe auch www.dorsch.hogrefe.com/stichwort/coaching

Mögliche Ziele im Coaching sind

  • Einschätzung und Entwicklung persönlicher Kompetenzen
  • Verbesserung von Führungskompetenzen, Kommunikations- und Beziehungsfähigkeit
  • Konfliktbewältigung, Stressbewältigung
  • Zeitmanagement
  • Mitarbeitermotivation und Integration neuer MitarbeiterInnen
  • Persönlichkeitsentwicklung
  • Teambuilding.

Ein Coaching ist dabei meist auf spezielle Themen oder Projekte ausgerichtet, z.B. Karriere-Coaching, Projekt-Coaching oder Führungskräfte-Coaching.
Die zielgerichtete Entwicklung von Fähigkeiten und Kompetenzen steht im Fokus um konkrete Herausforderungen zu meistern. Die Beziehung zwischen Coach und Coachee ist oft weniger persönlich und eher auf die Erreichung von Zielen ausgerichtet. Der Coach als neutraler, kritischer Gesprächspartner stellt Fragen, gibt Feedback und unterstützt den Coachee bei der Lösungsfindung. Es kommen dabei Methoden aus dem ganzen Spektrum der Personal- und Führungskräfteentwicklung zum Einsatz,

„Coach“ ist keine geschützte Berufsbezeichnung, es gibt keine staatlich anerkannte Ausbildung und ebenso keinen Berufsverband in Deutschland, der bestimmte Qualitätsstandards für Personen vorschreibt, die sich Coach nennen.

Psychotherapie

Wenn die Lebensführung erheblich eingeschränkt und die Arbeitsleistung nicht mehr möglich ist und zu viel Energie kostet, könnte eine psychotherapeutische Behandlung indiziert sein.
Psychotherapie ist die gezielte professionelle Behandlung psychischer (seelischer) Störungen oder psychisch bedingter körperlicher Störungen mit psychologischen Mitteln. Es gibt inzwischen einige, wissenschaftlich fundierte Verfahren, die alle das Ziel haben, Leiden zu lindern, Verhaltensweisen und Denkmuster zu verändern und das Wohlbefinden und die Lebensqualität zu steigern.
In einem therapeutischen Prozess werden Ursachen und Möglichkeiten erkundet, um die Einschränkungen auszugleichen. Behandelt werden z.B.:

  • psychische Erkrankungen wie Depressionen, Ängste, Essstörungen, Suchterkrankungen und Zwangsstörungen,
  • besonders schwierige Lebenssituationen, hohe seelische Belastungen und Konflikte
  • traumatische Erlebnisse.

Wer darf Psychotherapie durchführen?

In Deutschland ist die Ausübung von Psychotherapie rechtlich geregelt und darf nur durchgeführt werden von Ärzten mit entsprechender Zusatzqualifikation, Fachärzten (Psychosomatische Medizin, Psychiatrie), sowie von „Psychologischen Psychotherapeuten“ (Psychologen mit psychotherapeutischer Ausbildung und Approbation), Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten und Heilpraktikern für Psychotherapie (mit behördlicher Zulassung).

In der Regel finden regelmäßige Termine statt, um neue Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Die Therapie kann dabei ambulant, teilstationär oder stationär erfolgen, abhängig von der Art und Schwere der Erkrankung.

In Deutschland werden aktuell vier psychotherapeutische Verfahren von den gesetzlichen Krankenkassen anerkannt:

  • Analytische Psychotherapie will unbewusste Verhaltensweisen und Denkmuster erkennen und veränderbar machen.
  • Systemische Therapie bezieht das soziale Umfeld des Patienten in die Behandlung mit ein und mehr auf das Jetzt und die Zukunft bezogen.
  • Verhaltenstherapie fokussiert Veränderung von dysfunktionalen Verhaltensmustern.
  • Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie untersucht unbewusste Konflikte und deren Auswirkungen auf das aktuelle Erleben.

Genauer unter www.dptv.de/psychotherapie/psychotherapieverfahren
Bei einigen Kassen, entsprechender Ausbildung der TherapeutIn und präziser Indikationsstellung und Diagnose werden in einigen Fällen auch weitere Verfahren unterstützt, beispielsweise Humanistische Verfahren, Körperorientierte und Kreativtherapeutische Verfahren wie Tanztherapie, Musik- und Kunsttherapie.

Und nun zurück zu meiner persönlichen Entscheidung vor wenigen Jahren, warum ich nicht mehr psychotherapeutisch arbeite, sondern jetzt Mentoring anbiete:

Alles fließt, alles ändert sich.

Ich habe im Laufe meines intensiven und schon längeren Daseins viele Veränderungen erlebt und ich liebe den Zauber des Neuanfangs. Als erprobte Pionierin (als Motorradfahrerin, als Pilotin für Heißluftballone, als Tanztherapeutin der ersten Stunde, als Architekturpsychologin, …). habe mich im Laufe meines Lebens häufig verändern dürfen UND ich habe immer treu festgehalten an dem, was mir wichtig war, und was sich bewährt hat.
Nach mehr als 35 engagierten Jahren als Tanztherapeutin mit Leib und Seele flog mir die Architekturpsychologie in Form eines Artikels in einer Fachzeitschrift zu. Dass ich nach dieser Initialzündung so „on fire“ war, ist kein Zufall, eher eine längere Entwicklung. Ich spürte das Bedürfnis nach mehr Leichtigkeit, denn – ganz ehrlich und bei aller Professionalität – mir gingen die Lebensgeschichten und Traumata meiner Klientinnen immer unter die Haut. Ich hatte den Wunsch, mich mehr als Person in die Arbeit einzubringen, also weniger therapeutisch-neutral zu sein. Und ich wurde immer häufiger von Menschen in meinem Umfeld angestupst, ob ich nicht mein Wissen und meine Lebensphilosophie in den sozialen Medien teilen wolle.

Und es war völlig klar, dass ich unbedingt weiter mit Menschen arbeiten will, ihnen zuhören, ihnen echte, wertschätzende Begegnung anbieten und meine Expertise zur Verfügung stellen will. Und so reifte die Entscheidung, das, was ich sehr gern weitergeben möchte, in Form von Mentoring für Persönlichkeitsentwicklung zu tun.
Diese zweite Säule meiner Tätigkeit ergänzt die eher (aber keineswegs ausschließlich) fachlich-sachliche orientierte Beratung in der Wohn- und Architekturpsychologie. So wurde aus meinen Angeboten eine runde Sache.

Aufnahme von oben auf die Terrasse eines Cafés mit vielen rosa Metallstühlen und weiß gesprenkelten Tischen, an einem Tisch sitzen zwei Personen in schwarzen Jacken.

Danke an Mehmet Korkmaz für das Foto bei unsplash

Wie siehst Du das? Ich bin neugierig auf Deine Sicht der Dinge!

Herzlich
Annelie